Auf der Leipziger Buchmesse habe ich einen Impulsvortrag über Prokrastination im Schreibprozess gehalten. Da er bei meinen Zuhörer*innen auf Interesse gestoßen ist, könnt Ihr auf dem epubliblog mehr zum Thema lesen:
Im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung (IGA), die 2017 in Berlin-Marzahn stattfinden wird, rufen Teilnehmer der Schreibwerkstatt Marzahn
vom 01. Mai 2016 bis 31. Dezember 2016
zu einem berlinweiten Schreibwettbewerb auf. Junge Menschen zwischen 11 und 29 Jahren können ihre ganz persönliche Oase zum Anlass nehmen, sich mit einem Gedicht oder einem Prosabeitrag an dem Wettbewerb zu beteiligen.
Als Schirmherr wird Kulturstaatssekretär Tim Renner das Projekt begleiten.
In der Jury werden der Autor und Kabarettist Horst Evers sowie Schreibcoach Tanja Steinlechner mitwirken, die für den Gewinner in der Katgorie: Prosa / 17 -29 Jahre, eine Autorenausbildung zur Verfügung stellt. Weiterhin gibt es E-Book-Reader, Büchergutscheine,Tageskarten für die IGA und signierte Bücher von Horst Evers zu gewinnen.
Die Tage drehen sich wie im Schleudergang. Jeder ist anders. Jede Begegnung birgt eine ungeahnte Wendung mit sich. Im Guten wie im Schlechten. April, April, der macht, was er will, denke ich. Und bin doch immer wieder aufs Neue überrascht.
Gleichzeitig traue ich mich kaum, die Geschehnisse hier in Worte zu fassen. Ich bin überwältigt. Mein Weltbild ist durcheinander gewirbelt. Mein Geschmack von Europa verändert. Bevor ich herkam, hatte ich noch so etwas wie einen Reststolz. Hab mir irgendwas auf Europa eingebildet. Dem Kontinent, dem Verfechter der Menschenrechte, der Demokratie und der Freiheit. Davon ist in diesen Tagen in Idomeni wenig übrig geblieben.
„Wir sterben hier langsam“, sagen viele der Geflüchteten. Seit Ende Februar die griechisch-mazedonische Grenze geschlossen ist, harren bis zum heutigen Tag immer noch knapp 50.000 Flüchtlinge in Griechenland aus. Und kommen nicht weiter. Sie leben in Idomeni, in dem 120-Seelen-Dorf auf Feldern, auf Äckern, an Beingleisen oder in einem ausrangierten Zug. Oder auf Tankstellen direkt an der Autobahn. Dort haben sie ihre Zelte auf dem bloßen Boden aufgeschlagen. Der Wetter ist unberechenbar. Mittags ist es oft heiß, nachts kalt. Manchmal regnet es. Oder es hagelt. Oder der landestypische Windsturm kommt über die Bergen und zerstört die Zelte.
Als wieder einmal der Windsturm ungnädig Hunderte der dünnen Behausungen plattmacht, schreibt eine der Helferin vom Shelter Team eine SOS-Nachricht: Wir brauchen dringend Unterstützung. Ich melde mich und in dieser Nacht lerne ich viel: Wie ich mit kaum Fahrpraxis ein Auto mit vier Insassen im Stockdunkeln über kurvige Feldwege und Schlaglöcher bugsiere. Wie ich die Heringe der Zelte im richtigen Winkel mit simplem Steinen in den Boden hämmern kann. Und wie leicht es ist sich in ein Team einzufügen und trotzdem das Gefühl zu haben, selten irgendwo wirklich dazuzugehören. Das war schon vorher so. In meinem alten Leben in Berlin. Und jetzt auch hier in Norden Griechenlands, wo ich versuche, mein bisheriges Leben versuche auf „reset“ zu stellen.
Irgendwann in diesen Tagen im April lerne ich eine Rentnerin aus San Francisco kennen. Sie fühlt sich ein bisschen verloren unter all den unzähligen Gruppen, NGOs und Einzelkämpfern. Wie ich ist auch sie ein „independent volunteer“. Das heißt sie ist nicht fest in eine Organisation oder Gruppe eingebunden. „I am here like a little fish in big fishtank“, sagt sie. Dann bittet sie mich, ihre Freundin zu werden. „I need a friend here. Would you please be my friend?“
Das hat mir so unvermittelt noch niemand angeboten. Aber ein Hotelzimmer mit mir für eine Nacht zu teilen, das will sie nicht. Ich bin befremdet. Dachte ich doch bisher, dass Freundschaft langsam wächst. Ebenso wie Liebe. Und dass sie nicht wie ein deus ex machina aus dem Hut springt. Und überhaupt: Was wäre so schlimm daran gewesen, sich über ein kurzes Zusammenleben besser kennenzulernen? Doch nicht so „laid back“, Mrs. California? Ich ärgere mich über sie. Dabei spiegelt sie nur meine eigene Einsamkeit wider, gepaart mit dem Wunsch, frei und unabhängig zu sein. Den klassischen Kampf zwischen Nähe und Distanz.
April Polikastro
Vor zwei Tagen war ich so frustriert von diesem und jenem hier, dass ich am liebsten meine sieben Sachen gepackt hätte und zurück in mein altes, überaus luxuriöses Leben zurückgekehrt wäre. Ich hätte dann einen auf Touri gemacht, wäre vielleicht nach London, Paris oder Antwerpen gefahren, wäre ins Museum, in ein Konzert oder ins Theater gegangen, hätte eine Yogastunde in einem chicen Studio gemacht, hätte geshoppt. Das wäre toll gewesen. Und doch so leer. Ich bin so froh, diesem Impuls nicht gefolgt zu sein. Stattdessen bin hier geblieben. Es ist gut so, wie es ist…
In den vergangenen Tagen hatten eine Schweizerin und ich individuell Kleidung an einzelne Familien verteilt. In einem kleinen Flüchtlingslager nahe Idomeni auf der Tankstelle EKO Gas Station. Wir kamen mit vielen Menschen aus Syrien ins Gespräch, verständigten uns mal mit Händen und Füssen. Mal mit Google Translate. Mal mit dem englischen Grundwortschatz. Alles lief gut. Bis Sarah abreiste. Ich machte den Job dann allein weiter. Und einen Riesenfehler.
Ich hatte gerade Schuhe und Kleidung einer Großfamilie gebracht, als eine andere Frau auf mich zustürmte. „My friend, my friend“, rief sie mir zu. Diese Anrede ist hier in den Flüchtlingslagern die Standart-Grußformel, mit der alle Volunteers von den Geflüchteten angesprochen werden. Auch von denen, die ansonsten nicht der englischen Sprache mächtig sind. Ich drehe mich zu meiner neuen Freundin um. Sie bittet mich um Sandalen, denn an diesem Tag ist es heiß. „Maybe, I have shoes for you, maybe“, entgegne ich und gehe zum Leihwagen.
Die fremde Freundin folgt mir auf den Fersen. Sarah hatte zuvor aus Spendengelder diverse Flipflops in einem chinesischen Billigladen in Polikastro erstanden. Die Tüte liegt noch im Auto. Ich öffne die Tür, hole die Tüte mit den Schuhen heraus. Noch komme ich mir vor wie der Weihnachtsmann persönlich. Sekunden später nicht mehr. Die Meute stürzt auf mich zu. Tausend Hände greifen in die Tüte mit vielleicht einem Dutzend Schuhen. Sie schreien und zerreißen die Plastiktasche.
Ich fühle mich wie ein Hundeknochen, der ausgeweidet wird. Ich zittere. Nur am Rande bekomme ich mit, wie zwei Frauen über 50 versuchen, die schreiende Meute zur Ordnung zu rufen. Ich höre einen Jungen auf Englisch sprechen: Sorrry, sorrry. Zu spät. Meine Synapsen springen bereits im Dreieck. Ich presse die kaputte Tüte mit den restlichen Flipflops an meine Brust und will nur noch eins: Wegrennen. Um mein Leben laufen.
Stattdessen gehe ich. Ich entferne mich. Langsam. Viel zu langsam, flüstert mir der Fluchtinstinkt zu. Ich höre mich sprechen: Nein. Nein. So nicht. Eine der beiden Frauen, die die Meute versucht hat zu beruhigen, berührt mich am Arm. Come, coffee, come, sagt sie. Und weist in Richtung eines der Zelte. Ich schüttele den Kopf. No. Sie wiederholt ihr Angebot. Und dann folge ich ihr doch.
Die nächste dreiviertel Stunde läuft wie in Zeitlupe ab. Ich sitze in einem fremden Zelt. Kämpfe immer wieder mit den Tränen. Bekomme von meiner Retterin Taschentücher, Kaffee und Kekse gereicht. Sie heisst Fatma, ist 56 Jahre alt und kommt aus Aleppo. Immer wieder kämpfe ich mit den Tränen. Ein Junge von zirka acht Jahren kommt in ihr Zelt, sieht mich mit großen Augen an. War er mit in der Meute? War er es, der „sorrry“ gerufen hat? Ich weiß es nicht. Dann kommen immer wieder andere Leute. Hauptsächlich Mädchen und Frauen verschiedenen Altes. Die eine ist in meinem Alter, trägt ein Basecap über ihrem schwarzen Pferdeschwanz. Sie alle sehen mich mitfühlend an. Erzählen sich etwas in einer Sprache, die ich nicht verstehe. Ich fühle mich fremd, aber in Sicherheit. Irgendwie zuhause. Für einen Augenblick und vielleicht auch noch den nächsten.
Emma Carow, eine traumatisierte Fallyanalystin, will Abteilungsleiterin werden. Sie konkurriert mit ihrem neuen Kollegen Felix Schreiner um die Beförderung. Aber nicht nur deshalb ist die Aufklärung des jüngsten Falls für sie von großer Bedeutung.
Drei in Panzertape gewickelte Leichen baumeln in schwindelerregender Höhe eines Baugerüsts, das sich als Haus tarnt und die Geschäftigkeit des Potsdamer Platz konterkariert. Grabbeigaben, sogenannte unpassende Objekte, die Anordnung der Leichen und Emmas untrügliches Gespür für die Tatorte legen eine Mordserie nahe. Weitere Opfer könnten noch am Leben sein.
Emmas Erinnerungen drängen an die Oberfläche, denn ihr Peiniger Uwe ist aus der Haft entlassen worden und hat ein Buch geschrieben, in dem er sich öffentlich zu seiner Tat bekennt und Läuterung gelobt. Verdrängte Bilder bannt Emma durch ihre Jagd nach dem Bösen. Eine Aufgabe, die weit über ihren Beruf hinausgeht, genau wie ihre eigenmächtige Ermittlungen im Umfeld von Urbexern, Pädophilen und einer Sekte.
Emma verstrickt sich mehr und mehr in die Aufklärung des Falls, der zur Besessenheit wird über der sie sogar die rar gesäten Vertrauten, ihren Mentor Lutz, ihre Schwester und das Team der „Puppenkiste“, wie sie ihr Büro nennt, zurückweist. So wird sie selbst zum Zielobjekt. Denn was sie übersehen hat: Sie passt hervorragend ins Opferschema.
Neuntöter überzeugt nicht nur durch Hochspannung, eine fesselnde Protagonistin, deren Dilemma und herausragendes Gespür für Serientäter oder etwa durch die Urbexerthematik, sondern auch und vor allem durch die Sprache, die sich die Form des Thrillers zunutze macht. Sätze hämmern, Rhythmen stanzen sich ins Leserbewusstsein, Stakkato wechselt mit verschachteltem Satzbau. Die Lösung scheint auf der Hand zu liegen – zumindest für Emma – und entzieht den Lesern, doch wieder und wieder bis wir nicht mehr entrinnen können. So auf uns selbst zurückgeworfen, bleibt uns nur Hoffnung und Vertrauen, das wir zwischen Halluzination und Traum setzen müssen, wollen wir mit Emma überleben.
Ich empfehle das Debüt des Autorenduos Ule Hansen uneingeschränkt allen Thriller- und Krimifans, die Herausforderungen lieben, die sich nicht abschrecken lassen durch detaillierte Beschreibungen, die solcherlei Könnerschaft als Geschenk betrachten und all Jenen, die sprachliche Prägnanz zu schätzen wissen.
Als unsere Kollegin Julia Christ mich kontaktierte, um mir mitzuteilen, dass sie in nächster Zeit im Schreibhain ausfallen würde, weil sie plane nach Idomeni zu reisen, um vor Ort zu helfen, ergriffen mich zwei parallele Gefühle: Ich bedauerte meine so liebgewonnenene Dozentin entbehren zu müssen, aber gleichzeitig durchströmte mich große Ruhe und Zufriedenheit. Ich hatte genau die richtigen KollegInnen und AutorInnen um mich; solche die Mut bewiesen und Rückgrat, solche, die hinauszogen, dorthin wo ihre Stimme wesentlich ist, und die uns, den Daheimgebliebenen, Bericht erstatteten. Denn Julia Christ war sofort Feuer und Flamme, als ich sie fragte, ob sie ihre auf der Reise gesammelten Geschichten teilen wolle. Ich schätze mich daher sehr glücklich, Euch teilhaben lassen zu dürfen und bedanke mich bei meiner wundervollen Autorenkollegin dafür, dass es Menschen gibt wie sie, Menschen, die etwas wagen und uns berühren, nicht ausschließlich im und durch ihr Schreiben, aber auch dort.
Hier lest Ihr Julias Aufzeichnungen:
12. April 2016, Im Nachtzug von Belgrad nach Thessaloniki
Noch in Slowenien hat mich ein serbischer Kunsthändler vor dem Balkanzügen gewarnt. Pass auf, sagt er mir an meinem letzten Abend in Ljubljana. Warum, frage ich ihn. Because it’s the Balkan, antwortet er. Ich aber kenne die Balkanstaaten noch nicht und steige in Belgrad in den halbleeren Zug.
Hinter den strahlenförmigen Pylonseilen der Savebrücke geht die Sonne unter. Sie verschwindet in den Tiefen der Ada Ciganlija. Ich rattere in einem rostigen Waggon vorbei an kleinen Dörfern in die Dunkelheit.
Mir fallen die Augen zu, obwohl es erst acht Uhr abends ist. Im Halbschlaf zieht sich Zigarettenrauch aus den Nachbarabteilen wie ein winziger Strick um meine Bronchien und endloses Gequassel von nebenan dröhnt in mein Trommelfell. Es ist immer nur ein Mann, der da über Gott und die Welt zu diskutieren scheint. Er spricht in einer Sprache, die ich nicht verstehe. Mir ist, als rede er die ganze Nacht hindurch. Wird er denn niemals müde?
Als er endlich still ist, werde ich von einem lauten Klopfen geweckt. Pass control. Es ist kurz nach drei Uhr morgens. Ein Grenzbeamter, der endlose Wortketten wie ein Feuer ausspeit, das ich einfach nicht zu fassen kriege. I am sorry, I only speak English, stammele ich. Er sammelt alle Pässe ein. Wir bekommen sie erst eine viertel Stunde später wieder zurück. Schlaftrunken klettere ich zurück auf mein Etagenbett. 30 Minuten später das gleiche Spiel auf der anderen Seite der Grenze. Mazedonien. Pass control. Wieder ein unverständliches Wortgewusel. Ein Grenzbeamter leuchtet mein Abteil mit einer Taschenlampe aus. Zehn Minuten später schiebt sich ein Mann in braun-beigem Karojacket und Rollkragenpullover durch den Gang. Anything to declare? Wieder ein anderer gibt mir nach einer weiteren gefühlten halben Stunde den Reisepass zurück. Kurz nach vier. Auf Wiedarrrsehn, sagt er noch. Ich staune, plötzlich Deutsch zu hören.
13. April, Gevgelija, Idomeni und Thessaloniki
Sieben Uhr morgens, irgendwann kurz nach Sonnenaufgang. Der Zug zieht durch grünen Hügel. Wie aus dem Nichts schießen karge, helle Felsen an meinem Zugfenster vorbei. Wie in den Winnetou-Filmen. Dann wieder Dörfer. In Gevgelija vor der griechischen Grenze müssen wir alle raus. Weiterfahrt mit dem Shuttlebus.
Normalerweise fährt der Zug direkt durch Idomeni. Aber den Ausdruck „normal“ gibt es seit dem einundzwanzigsten Februar dieses Jahres nicht mehr. Mittlerweile leben Tausende von Menschen in kleinen Zelten direkt auf den Bahnsteigen von Idomeni, daneben oder in unmittelbarer Nähe auf den Kieswegen und den Ackerfeldern. Einige leben auch in einem ausrangierten Zug am Bahnhof.
An diesem Tag sehe das noch nicht. Nur eine Landstraße, die an Äckern und grünen Feldern vorbeiführt.
Eine gute Stunden später komme ich im hektischen Gewusel von Thessaloniki an. Es ist laut, sonnig, staubig. Viele Baustellen, Fitnessstudios, Sexshops, Steh-Cafés und unzählige Boutiquen mit chinesischen Billigklamotten. Ich treffe auf vier obdachlose Hunde, die vor dem größten Telekommunikationsladen der Stadt auf der Straße schlafen. Niemand nimmt Notiz von ihnen.
14. April, Thessaloniki und Polykastro
Zurück in Richtung Norden mit dem Überlandbus. Auf dem ersten Busbahnhof treffe ich auf eine Gruppe von fünfzehn Menschen, die mit abgenutzten Rucksäcken und unzähligen Plastiktaschen auf ihre Weiterfahrt warten. Ich stelle mich neben sie und ein schwer definierbares Unbehagen breitet sich in mir aus. Ich weiß nicht, warum. Es sind drei Männer, mehr als ein halbes Duzend Kinder zwischen zwei und fünfzehn Jahren sowie vier Frauen in Kopftüchern und langen, schlabberigen Röcken. Sie sehen ausgelaugt und erschöpft aus, während die frisch geföhnten, sonnenbebrillten Griechinnen in ihren engen Röcken und Pumps an den benachbarten Bussteigen geradezu vor Kraft zu strotzen scheinen. Ein etwa zweijähriges Mädchen aus der Flüchtlingsgruppe sieht mich neugierig an. Mir schießen mir die Tränen in die Augen, aber ich versuche die Kleine anzulächeln. Dann fange den Blick seines Vaters auf. Er lächelt auch. Einfach so.
15. April, Idomeni
Einige freiwillige Helfer sind in den vergangenen Tagen wegen Nichtigkeiten verhaftet worden. Mal ist die Rede von 14, mal von mehr als 25 Volunteers. Zwei mussten allein deshalb die Nacht im Gefängnis verbringen, weil sie Walkie Talkies trugen. Im Herbst soll dann die Gerichtsverhandlung sein. Es reicht auch schon, ein Obstmesser, ein Pfefferspray oder eine leere Bierflasche mitzuführen.
Auch wir werden kontrolliert, als wir mit dem Auto von Polykastro nach Idomeni fahren. Das heißt Pässe zeigen, Rede und Antwort stehen: Wer sind Sie? Woher kommen Sie? Was machen Sie hier? Unsere Fahrerin, eine Estländerin, sagt, sie kenne solche Gepflogenheiten bereits aus ihrem Land. Immerhin seien die griechischen Polizisten noch freundlich.
A pro pos Freundlichkeit. Freundlich sind vor vor allem die Männer und
Frauen im großen Flüchtlingslager in Idomeni, die uns überhaupt nicht kennen, aber uns immer wieder in ihre Zeltlager einladen: „Kommt zu uns. Bitte setzt euch doch.“ Egal, wo wir hinkommen. Der Boden ist staubig, die Gastfreundschaft immens. Sie bewirten uns mit Wasser, Cola und türkischen Kaffee. Es gibt Kekse, Reiscracker und ganze Tüten voller Erdnüsse. Und das von Menschen, die vier bis fünf Stunden Schlange stehen, um einen Teller Suppe oder Reis mit Bohnen zu bekommen.
Das wunderbare Autorenduo Ule Hansen gibt Einblick in die gemeinsame Werkstatt und geht der Frage nach, wie die Arbeit am Roman zu zweit gelingt. Gerade habe ich mit der Lektüre ihres Thrillers „Neuntöter“ begonnen und werde Euch in Kürze an meinem Leseerlebnis teilhaben lassen.